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Bauplan-Empfehlung
Vorprofilierter Russel Hall-Drachen
Diese Anleitung ist im besten Wissen und Gewissen
geschrieben, dass auf Inhalte, Techniken und Namen keine Copyrights
liegen; wenn dies nicht so ist, bitte ich um Mitteilung. Außerdem möge
man sich bitte nicht bibelhaft an die Einzelschritte halten, sondern dies
nur als Empfehlung und eine Art "Erfahrungsbericht" verstehen,
erfahrenere Drachenbauer als ich einer bin wissen sicherlich manche
Schritte anders, besser, sinnvoller zu machen.
Bauplankommentar
und Ergänzung von Andreas Hardtung (ergänzt am 16.02.98)
Fotos und Flugbeschreibung vom Russel
Hall von Alois Greven (08.11.98) |
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Originalskizze
Schnittplan
Übersichtsplan (+ Foto)
Mittelkreuz
Profilierung (+ Foto)
Detailfotos
Zugrunde liegen die Skizzen
von David Pelham ("Drachen", Dumont Verlag 1977, S. 211 und S.
83), die Vorprofilierung ist eigene Zutat. Diese Vorprofilierung wurde
sinnvoll, nachdem sich herausgestellt hat, daß der Drachen die Neigung
hat "unter den Wind" zu kippen.
Flugbild:
Pelham behauptet eine "vorzügliche Stabilität", die angeblich
durch die beiden parabolischen Kammern (die sich unter Winddruck im
Segelprofil ausbilden) gewährleistet sein soll, ich kann das leider nicht
so bestätigen. Der Drachen hat eine Neigung zum seitlichen Ausbrechen,
die nur durch einen gut dimensionierten Schwanz ausgeglichen werden kann.
Entsprechend wurde einmal in der Newsgroup "rec.kites" zum
Russel Hall formuliert: "Those that I've seen look great and fly
badly" (Brooks Leffler). Zusätzlich kann´s leicht passieren,
daß der Drachen seitlichen Wind bekommt und dann, wie erwähnt, darunter
kippt. Die Vorprofilierung vermeidet das meiner Erfahrung nach gut.
Beim sehr steilen Steigen neigt der Drachen zu (übrigens sehr
eindrucksvollen) S-Kurven (eine Art Elch-Test für Drachen), steht er bei
guten Winden aber erst einmal in Position, fliegt er recht sicher und
gleicht einem eindrucksvollen Himmelspfeil. In der vorliegenden
Konstruktion braucht er rund 1 Beaufort zum Abheben. Das Windmaximum kenne
ich noch nicht, es ist aber anzunehmen, daß er ab einem bestimmten Punkt
wieder ins Trudeln kommt.
Wer einen sicheren Flieger möchte, sollte lieber einen
anderen Drachen bauen. Aus diesem Grunde ist dieser Drachen auch nix für
Anfänger, die sich ein beeindruckendes Flugerlebnis zum Start ihrer
Drachenkarriere wünschen, eher was für Tüftler, die sich vielleicht
daran versuchen wollen, die Flugprobleme in den Griff zu bekommen. Die
Vorprofilierung ist mein Vorschlag, andere werden hier gerne mitgeteilt.
Materialliste
3,5 Meter Polyant oder Toray 42 g/104 cm breit
3 x 1 m GFK 10mm
1 x 1,65 GFK 10 mm
4 Splitendkappen 10 mm
1 Stückchen Schlauch ca 1 cm, Innendurchmesser 10 mm oder 10 mm Stopper
2 gesperrte Alumuffen (bzw. 1 Alu, 1 Messing)
1 Schlauchstück ca 5 cm/25 mm
ca. 10 cm Dacronverstärkung
2 Aluringe
1 Schnurspanner
ca. 10 Meter Waageschnur (auch als Spannschnüre verwendet)
zusätzliches Material für Vorprofilierung
(optional)
1 kleiner Karabiner/Clip
1 x 35 cm GFK 3 mm
1 Splitendkappe, besser: Standoffhalter 3 mmy
ggf. ein Stückchen Schlauch Innendurchmesser 3 mm (zur Aufnahme am Kreuz)
ca 1 m leichte Waageschnur
Allgemein
Die hier vorgegebene Größe entsteht aufgrund der bestmögliche
Ausnutzung handelsüblichen Materials und weicht also von den Vorgaben
Pelhams ab. Im Schnittplan (Skizze) sind
Nahtzugaben von 1 cm angenommen. Für die Stabtaschen wurde
(vorsichtshalber) eine Breite von 4 cm vorausgesetzt, dies läßt ein
wenig Spiel ( bzw. Ungenauigkeiten beim Nähen) zu. Es scheint bei diesem
Drachen nicht sehr wesentlich zu sein, ob die Stäbe fest in den Taschen
sitzen. Bei den "Flossen" schlägt Pelham die Befestigung auf
den Stäben vor, die Originalskizze hat diese aber an der Spannschnur.
Das Schnittmuster wurde unter
exakter Ausnutzung der Fläche für das Segel und die Flossen kalkuliert.
Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte ein paar Zentimeter in der
Länge des Tuchs zugeben, zumal es bei größer gewählten Nahtzugaben am
Treffpunkt Segel/Flosse eng werden kann. Bei der Breite des Segels ist die
für die Schnureinfassung nötige Zugabe von ca. 2 cm berücksichtigt. Der
Schnittplan geht von einem Segel mit 2 Paneelen aus (rechte und linke
Segelhäfte), es ist aber noch genügend Spiel, um wenigstens ein 2.
Paneel pro Segelseite inklusive Nahtzugabe zu schneiden.
Eine Besonderheit ist die umlaufende Spannschnur, die in
das Segel eingebracht werden muß und die der Konstruktion Stabilität
verleiht (und die übrigens beim Zusammenbau inklusive alle andere
Schnüre ziemlich nervig werden kann).
Als Mittelkreuz könnte, was einfacher wäre, einfach
ein Kreuzverbinder 10/10 aus der Lenkdrachenproduktion verwendet werden (wenn´s
sowas überhaupt gibt), aber dann gibt´s Probleme mit der Befestigung
für die Vorprofilierung. Irgendwie "handwerklicher" ist auch
die Variante, ein mit zwei quer zueinander angebrachten Bohrungen
versehenes kräftiges Schlauchstück zu versehen (Skizze).
Bei diesem Typ können sinvoll zwei Alumuffen über Kreuz verwendet
werden. Der Stab für die Vorprofilierung kann dann unkompliziert
zusätzlich in den Schlauch geschoben werden. Natürlich kann man sich den
Kreuzverbinder auch sparen, wenn man den Mittelholm als durchgehenden Stab
auf 2 Meter Länge wählt, aber zum einen gibt´s keine 2 Meter GFK-Stäbe
(wüßte ich jedenfalls nicht), zum anderen wird das Packmaß verringert.
| Arbeitsschritte (Übersichtsplan
und Foto) |
| Segel zuschneiden |
| Segelhälften mit offener Kappnaht vernähen
(Kappnaht ist auf Segelrückseite offen) |
| Segel rundum säumen. Die Segelspitze mit einem
kleinen Stück Dacron (ca. 6 mal 2 cm) einfassen (Foto) |
| Tasche für Mittelholm nach innen abnähen (offene
Kappnaht liegt in der Tasche) |
| Kanal für Spannschnur nähen. Je nach Geschick kann
es sinnvoll sein, die ca. 5 Meter lange Spannschnur erst nach dem
Nähen einzuziehen (z.B. mit einem Stück 2 mm Stab, an dessen Ende
die Spannschnur befestigt ist). Die Schnur muß zum jetzigen Zeitpunkt
noch frei im Segel beweglich sein. |
| Jetzt oben an der Spitze die Schnur ein ausreichendes
Stück herausziehen (ca. 10 cm) und unten an den Segelspitzen die
Spannschnur auf eine Länge von ca. 10 cm mit Zickzackstick vernähen.
nur nötig, falls Vorprofilierung berücksichtigt werden soll:
Spiegelsymmetrisch ca. 35 cm vom Mittelholm entfernt zwei kleine
Dacronverstärkungen am Segelrand einnähen, mit Hohlnieten oder
Nahtbandschlaufen (eleganter) versehen |
| Flossen zuschneiden und säumen |
| Taschen für Querstreben am kürzeren Schenkel des
Dreiecks abnähen (bitte schön nicht versehentlich einen der beiden
längeren Schenkel erwischen...) |
| Kreuzverbinder anfertigen (Skizze) |
| Gestänge zuschneiden, vorsichtshalber vorher am
Originalsegel ablängen. |
| Gestänge in Segel einschieben |
| Alle vier Spitzen mit Splitendkappen versehen. Bevor
die Splitkappe oben aufgesetzt wird, passendes Schlauchstückchen
(oder Stopper) aufschieben, mit Sekundenkleber fixieren (hält später
die obere Waagebefestigung: Foto)
Gestänge zusammenbauen. |
| Spannschnur durch Splitendkappen führen. Oben mit
Knoten auf sanfte Spannung bringen (kann ggf. später nachgestellt
werden). |
| Untere Befestigung der Spannschnur: Am Mittelkreuz
ein ca. 35 cm langes (+ Knotenzugabe) Stück Waageschnur befestigen,
unten Aluring anbringen. Dieser Aluring dient später auch zur
Befestigung des Schwanzes. Die beiden Enden der Spannschnur durch den
Ring führen, dann durch die Splitkappe, Segel anspannen, wieder nach
oben, umwickeln und verknoten (so läßt sich die Segelspannung besser
nachstellen: Foto) |
| Mit Schnurspanner versehene Spannschnur (ca. 2 Meter
lang) über die Splitendkappen der Mittelstrebe befestigen. |
| Waage (ca. 3 Meter lang) oben und am Mittelkreuz
befestigen. Alternativ läßt sich auch eine Verbundwaage
installieren, indem die Waage (ca. 2,5 m) nicht unten am Mittelkreuz,
sondern rechts und links an den Spitzen befestigt wird. Mit
Buchtknoten in einem Aluring fixieren, dort die obere Waage (ca. 1,5
M) einknoten. Dadurch lassen sich Unregelmäßigkeiten beim Bau
seitlich ausgleichen und der Drachen bekommt mehr Seitenstabilität,
was er ausgesprochen benötigt. Der Waagepunkt befindet sich ziemlich
weit oben. |
Der Drachen ist soweit flugfertig, sobald der Schwanz
angehängt ist. Dieser Schwanz kann als Röhre oder einfach als
Flachschweif angefertigt werden. Er sollte ca. 14 Meter lang sein (7-fache
Drachenhöhe), notfalls tut es auch ein vorgefertigter Plastikschwanz. Bei
leichteren Winden kann die Länge des Schwanzes entscheidend sein: Ist er
zu lang (= zu schwer), hebt der Drachen nicht ab, ist er zu kurz (=zu
leicht) kippt der Drachen.
Zur Vorprofilierung (Skizze
und Foto) sind noch folgende Arbeitsschritte nötig:
| Segelspannschnur (ca. 70 cm) an den
Dacronverstärkungen an der Schleppkante befestigen |
| 3 mm GFK Stab (oder ähnliches) mit geschlossenem
Standoffhalter (oder Splitkappe, Standoffhalter ist sinnvoller, weil
die Schnüre nicht "rausspringen" können) versehen. |
| Stab in den Schlauch des Kreuzverbinders einfügen
(sollte bei 10mm Alumuffen und 25 mm Schlauch ziemlich stramm dort
hineinpassen. Wenn dies nicht der Fall ist, kann man auch ein kleines
Schlauchstück mit Innendurchmesser 3 mm mit Tape am Kreuz befestigen
(siehe Skizze), in diesem Fall muß natürlich das hintere Ende
verschlossen werden, z..B. mit einem 1 cm Stück 3 mm GFK +
Sekundenkleber) |
| Eine Schnur vom Ende des Stabes zur unteren Spitze
abmessen, das Ende der Schnur mit einem Clip oder kleinen Karabiner
versehen und in den Aluring einhängen. |
| Segelspannschnur auf (sanfte) Spannung ablängen.
(Achtung: Nicht zu kurz abschneiden, die tatsächliche Länge hängt
davon ab, ob und wie stark die Querstrebe durchgebogen ist.) |
Anmerkung zur Vorprofilierung: Es
handelt sich bei diesem System der Vorprofilierung lediglich um eine
"Stütze" des Segels, es ist also nicht nötig, das Segel etwa
unter Spannung zu setzen. Aus diesem Grund kann die ganze Konstruktion
auch ziemlich leicht gebaut werden. Nur scheinbar wäre es einfacher, zwei
Standoffs von der Querstrebe rechts und links zum Segel zu führen, wie
man das bei Lenkdrachen macht. Die Querstrebe liegt ca. 5 cm tiefer als
das Segel, dadurch würde das Segel dazu neigen, nach oben einzuklappen.
Man müßte eine stark gebogene Standoffspreize von hinten in eine
Stabtasche führen, damit das vermieden wird. Außerdem ist die
Befestigung der Standoffs an den (10 mm) GFK-Stäben problematisch, bzw.
müßte in der Stabführung der Flossen erfolgen. So scheint´s mir am
einfachsten zu sein, andere Vorschläge werden gerne zur Kenntnis
genommen, bessere hier veröffentlicht. (wie man am Link
zu Andreas Hardtungs Vorschlägen sehen kann...)
Lothar.Meyer, November 1997 |
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