Bauplan fuer den Trickflugdrachen TIM

Sowohl dieser Bauplan, als auch der Drachen stammen von Juergen Arthofer.
Im Sommer 1995 habe ich einen Trickflugdrachen mit 1,25 m Seitenstablaenge entwickelt. Die hier beschriebene Version ist vom August 1995. Ich moechte den Drachen hiermit dem MausNetz mit all seinen "kites"-Lesern zur Verfuegung stellen. Ich habe dem Drachen den Namen "Tim" gegeben.

Die Flugeigenschaften sind aehnlich denen des "Psycho", der ja die gleiche Seitenstablaenge verwendet. Der Unterschied besteht darin, dass Tim deutlich weniger stark zum Ueberdrehen neigt und somit praeziser zu fliegen ist. Tim stellt in meinen Augen eine gute Alternative zu Drachen wie "Psycho" oder "Box of Tricks" dar.

Diese Bauanleitung wendet sich an Drachenbauer, die nicht gerade ihren ersten Drachen bauen wollen, sondern die bereits Bauerfahrung haben. Sie beschreibt alles, was notwendig ist um Tim zu bauen, aber nicht jeden Handgriff.

Zunaechst muss man Schablonen fertigen. Die Angaben hierfuer verstehen sich OHNE Saumzugaben.

  • A : Nase
  • B : Unteres Kielende
  • C : Fluegelspitze
  • D : Befestigungspunkt fuer die obere Spreize
  • E : Schnittpunkt von Tuchteilen
  • F : Befestigungspunkt fuer die untere Spreize
  • G : Befestigungspunkt fuer Stand-Off
  • H : Befestigungspunkt fuer Stand-Off
  • I : gibt es nicht
  • J : Kreuzungspunkt zwischen Kielstab und oberer Spreize
  • K : Kreuzungspunkt zwischen Kielstab und unterer Spreize
  • Die Grafik soll eine Tuchaufteilung und die wichtigen Konstruktionspunkte (das sind die Os) darstellen.

    Es wird ein Dreieck A -> B -> C mit folgender Bemassung konstruiert:

  • Von A nach B : 73,5 cm
  • Von A nach C : 120,6 cm
  • Von B nach C : 109,7 cm
  • Die Punkte J und K werden in folgenden Abstaenden markiert:

  • Von A nach J : 18,5 cm
  • Von B nach K : 25,5 cm
  • Nun legt man den rechten Winkel auf der Linie von B nach A in K nach rechts an und erreicht nach 33,1 cm Punkt G. Nun kommen noch ein paar rechte Winkel fuer die Punkte D, E, F und H:

  • Alle sind auf der Linie von A nach C.
  • D liegt von A nach 29,9 cm links im Abstand von 4,4 cm.
  • E liegt 22,3 cm weiter ebenfalls nach links im Abstand von 5,6 cm.
  • F liegt 22,6 cm weiter ebenfalls nach links im Abstand von 5,0 cm.
  • H liegt 2,4 cm weiter nach rechts im Abstand von 12,0 cm.
  • Wenn ich mich nicht verrechnet habe liegt dann 43,4 cm weiter der Punkt C. Die gebogene Verbindung zwischen A, D, E, F und C bekommt man hin, indem man einen Kohlefaserstab so biegt, dass er alle genannten Punkte beruehrt und dann zeichnet.

    Jetzt muss man nur die Schleppkante hinbekommen. Das geht ebenfalls mit einem Kohlefaserstab. Die Schleppkante hat von der Linie von G nach H einen maximalen Abstand von 1,3 cm. Die Linie von H nach C ebenso 1,3 cm. Fuer die Schleppkante von B nach G noch ein paar Hilfspunkte: Man zeichnet rechte Winkel auf der Linie von B nach G im Abstand von 10, 20 und 30 cm von B. Die Abstaende der Hilfspunkte sind dann 4,6, 6,1 und 4,7 cm.

    Damit muesste man die Schablonen eigentlich hinbekommen. Nochmal: Diese Schablonen beinhalten keine Saumzugaben!

    Als Tuch verwende ich Icarex P31. Bei der Farbauswahl sieht es, bei der vorgeschlagenen Tuchaufteilung, nett aus, wenn sich die Farbe in der Mitte an den Spitzen wiederholt. Bei einer Vented-Version fuer starken Wind kann neben schwererem Tuch wie Toray o.ae. das Teil EFH auch als Gazeteil ausgelegt werden (ist auch getestet). Eine SUL-Version koennte einfarbig aus einem Stueck genaeht werden.

    Fuer das Naehen gebe ich eine Nahtzugabe von ca. 0,5 cm. Zwei Teile, die zusammengenaeht werden sollen, lege ich einfach Uebereinander, fixiere mit einem Pritt-Stift und naehe dann, auf dem ca. 1 cm breiten Ueberlappungsbereich, eine Segelmachernaht (auch Jerseystich genannt).

    Die Seitenstabtaschen kann man aus 5 cm-breitem Dacron oder Spinnakernylon herstellen. Die Nase mache ich, statt aus Dacron und Gurtband, aus Kevlarband und Dacron.

    Die Schleppkante erhaelt eine Einfassung mit Saumband zum spaeteren Einziehen einer Spannschnur. Die Einfassung endet je Seite ca. 2 cm vor Punkt B.

    In Punkt K naeht man beidseitig eine Dacronverstaerkung als Verstaerkung fuer das Mittelkreuz auf. Punkt J erhaelt einseitig eine Verstaerkung zum Verhindern des Durchscheuerns. Punkte G und H erhalten einseitig Verstaerkungen fuer die Stand-Offs und Punkt B erhaelt eine beidseitige Verstaerkung wie folgt:

    Die beiden Os sollen Loecher darstellen. Das untere Ende des Kielstabs erhaelt eine Splittkappe und wird mit einem Stueck dacron-ummantelter Gummischnur fixiert. Der Stab liegt hinter der Verstaerkung und der Verlauf der Gummischnur ist wie folgt: Von Hinten nach Vorne durch das linke Loch. Nach Unten um die Splittkappe und wieder hoch und von Vorne nach Hinten durch das rechte Loch. Die beiden Enden hinter dem Kielstab verknotet. Wer mag kann die Loecher durch Oesen verstaerken. Das fuehrt dazu, dass sich das Tuch mitsamt der Dacronverstaerkung um den Kielstab schmiegt. Die Seitenstaebe befestige ich auch mit Loechern in den Seitenstabtaschen, Gummischnur und Splittkappen. Wer auf Oesen verzichtet, kann sich bemuehen die Knoten der Gummischnuere in die Seitenstabtaschen zu ziehen, was dem Verheddern mit den Lenkschnueren spaeter beim Fliegen vorbeugt.

    An Staeben benoetigt man 4 Staebe von je 1,25 m Laenge. Ich verwende 6 mm Exel. 2 davon sind die Seiten- staebe und bleiben in ihrer ganzen Laenge erhalten (sie stehen dann etwas lang aus den Seitenstabtaschen). Aus einem weiteren Stab saegt man die obere Spreize von 49,5 cm und den Kielstab von 72,5 cm zurecht. Der letzte Stab muss fuer die beiden Haelften der unteren Spreize mit je 60,5 cm herhalten.

    Wer noch etwas Gewicht sparen moechte oder noch Reste hat, kann als obere Spreize auch einen 4 mm- Stab verwenden, der an beiden Ende ca. 5 cm lang mit einem Stueck 6 mm-Stab umklebt ist.

    Zudem hat der Drachen 4 Stand-Offs. Ich fertige sie aus 3 mm-Glasfaser und zwar die, die Aussen nochmal spiralfoermig umwickelt ist. Die Laengen sind je 2 mal 20,5 cm und 14,5 cm. Die kurzen Stand-Offs kommen auf der einen Seite an den Punkt H und auf der anderen Seite an die untere Spreize und zwar jeweils direkt neben das Verbinderteil der Spreize mit dem Seitenstab.

    Verbinderteile nach Geschmack. Ich verwende Conflex-Verbinder fuer die Spreizen (Gummibaerchen) und Exel-Mittelkreuz und Splittkappen, sowie die Stand-Off-Verbinder, die auch beim "Stranger" verwendet werden (heissen "Clips" und "Nops" oder so aehnlich). Die obere Spreize hat zum Kielstab kein Verbinderteil!

    Die Spannschnur wird von der Splittkappe des einen Seitenstabs durch die Einfassung der Schleppkante und ueber die Splittkappe des Kielstabs wiederum durch die Einfassung zur Splittkappe des anderen Seitenstabs gefuehrt.

    Da es sich um einen Trickflugdrachen handelt ist eine Bowline ebenfalls angeraten. Sie verbindet ebenfalls alle drei Splittkappen und verlaeuft natuerlich nicht innerhalb der Einfassung der Schleppkante. Sie sollte nur gerade soviel Spannung besitzen, dass sie nicht durchhaengt, aber keinesfalls die Spitzen zusammenziehen.

    Die Waage ist vom Befestigungsknoten fuer die Lenkschnur aus 48 cm zum Mittelkreuz, 50 cm zum Befestigungspunkt der oberen Spreize und 55 cm zum Befestigungspunkt der unteren Spreize.

    Bleibt mir nur, viel Spass beim Nachbauen zu wuenschen. Ueber eine (hoffentlich positive) Resonanz wuerde ich mich freuen.

    MfG mailto:Juergen_Arthofer@ms.maus.de (keine Mails >16kB)