Frostschutzkäfer
Von Rainer Hoffmann
Die Pinguine im Eismeer stehen nicht mehr Kopf,
"Elmo" der Elasmosaurus frisst keine Flugsaurier mehr, die Pipeline der „Kite
Oil Company" ist vertrocknet, der Fischer in seinem Boot Ilsebill hat den
Fischfang nach dem Butt eingestellt, der Schießstand hat geschlossen, das U-Boot
ist auf Grund gelaufen, die anderen Drachen sind ebenfalls eingemottet. Die
Flugzeit ist zu Ende, die Bauzeit fängt wieder an.
Insekten, die
erfolgreichsten Tiere auf unserem Planeten, bereits über eine Million Arten sind
bestimmt, fehlen noch in meinem fliegenden Kuriosenkabinett. Bei meiner
Beschäftigung mit Insekten entdeckte ich zwei interessante Arten, die ich als
Drachen umgesetzt habe und als Bauanleitungen veröffentlichen möchte.
So
entstand der Frostschutzkäfer, eine abgewandelte Eddyform. Fixpunkte für den
Entwurf waren: einfache Grundform, wenig Näharbeit und eine größere
Stückzahl.
Vorab:
Der Verfasser der Bauanleitungen ist nicht verantwortlich für eine eventuelle Insektenplage und behält sich den Gebrauch von Insektenspray vor. | |
Bei Insektenstichen fragen Sie Ihren Arzt oder mich, die fliegende Kite Oil Company lindert den Schmerz. | |
Alle Maßangaben sind ohne Saumzugabe. | |
Ein gewerblicher Nachbau des Insektendrachen ist nicht gestattet. |
Käferzutaten:
Ca. 2,3 m Kohlefaser 6mm 1,4m grünes
Spinnaker
Ca. 4,6 m GFK 2mm 2 Endkappen 2mm
1 Eddykreuz 6mm von Exel 4
Endkappen 6mm
Schablone
Die
Umrisszeichnung in Skizze 1 gibt die Bemaßung an, zeigt den Verlauf der
schwarzen Streifen (mit „s" gekennzeichnet) und die Form der Chitinpanzer. Sie
wird auf eine Pappschablone übertragen und plus Saumzugabe rundherum,
ausgeschnitten. Der Mittelpunkt des Kreises mit einem Radius von 44,5 cm
befindet sich 50 cm vom unteren Ende der Längsachse. Eine einfachere Variante
ist das Einscannen am PC, die Zeichnung wird mit Hilfe geeigneter Software, z.B.
Publisher von Microsoft, auf die gewünschte Größe gebracht und ausgedruckt. Die
DIN A4 Zettel müssen nur noch zusammengeklebt werden. Danach unbedingt die
Symmetrie überprüfen! Wer es noch einfacher möchte schickt mir einen Brief mit 5
Euro und erhält dafür zum Selbstkostenpreis die 34 blättrige Originalkopie,
inklusive DIN A4 Umschlag und Portokosten. Frostschutzfolie für die Augen lege
ich bei, solange mein Vorrat reicht. Meine Adresse steht am Ende der
Bauanleitung.
Segel
Für die Gestaltung der Streifen und Chitinpanzer gibt es
verschiedene Möglichkeiten: sie werden in Sandwichtechnik aufgenäht, mit
Seidenmalfarbe aufgemalt oder geairbrusht. Die erste Methode muss ich nicht
näher erklären, die dunkleren Stellen werden durch eine zweite dunkelgrüne
Spinnakerschicht realisiert. Vor dem Gebrauch von Seidenmalfarbe, nur „DEKA
silk" ist nach meiner Erfahrung geeignet, sollte man an kleinen Resten Spinnaker
testen, wie der Stoff die Farbe aufnimmt. Ein Rezept gibt es nicht, es ist von
Spinnakerhersteller zu Hersteller unterschiedlich, selbst zwischen den einzelnen
Farben eines Herstellers gibt es Unterschiede. Eine Vorbehandlung mit dem
Haftgrund „ Kite Bond" soll Wunder wirken, ich selbst habe es noch nicht
getestet. Nach erfolgreichem Test wird das ausgeschnittene Segel auf die
Schablone gelegt und zum Pinsel gegriffen. Zuerst mit kräftigem Grün die
dunkleren Stellen der Chitinpanzer (durch Striche auf Skizze 1a markiert) malen,
die Umrandung der Deckflügel wird angedeutet. Nach dem Trocknen folgen die
schwarzen Streifen. Meine Frostschutzdrachen habe ich geairbrusht. Dafür
benötigt man zwei Schablonen, ein Aufwand der sich für eine größere Stückzahl
lohnt. Zum Schluss wird das Segel gebügelt, um die Seidenmalfarbe zu fixieren.
Dazu wird das Spinnaker zwischen zwei Lagen Papier gelegt und das Bügeleisen auf
höchste Stufe gestellt.
Verstärkungen
Die
Dacronverstärkungen werden anhand der Skizze 2 mit Hilfe der Käferschablone auf
Pappe übertragen, das Dacron anschließend heiß ausgeschnitten und auf die
markierten Flächen (also sichtbares Drachensegel ohne Saum) gelegt und zweifach
genäht. Erst die Innennaht, dann, nachdem der Saum des Segels an den mit Pfeilen
markierten Stellen eingeschnitten und umgefalzt wurde, an der Außenseite. Jetzt
folgen die Dacronkreise mit 2 cm Durchmesser zur Segelverstärkung an den
Waagepunkten. Der obere Mittelpunkt des Kreises befindet sich 44,5 cm von der
Drachenspitze, der untere ist 17,5 cm von unten entfernt.
Kreistasche
Durch die Kreisform in
der unteren Körperhälfte der Streifenwanze, wie der Frostschutzdrachen von
Biologen auch genannt wird, verliert der Eddy seine klassische Form. Um den
Kreis mit 2mm GFK aufspannen zu können, wird eine Tasche benötigt. Die
Pappschablone des Käfers gibt die Rundung vor. Der sichtbare Kreisabschnitt wird
auf Spinnaker gezeichnet und stellt den Außenkreis für die 3-4 cm breite Tasche
dar. Die Schmalseiten der Tasche erhalten eine Saumzugabe. Die Tasche wird
ausgeschnitten, umsäumt, auf die Segelvorderseite gelegt und entlang des
Segelsaumes festgenäht. Anschließend wird die Tasche umgekrempelt, die zweite
Naht erfolgt auf der Rückseite, mit 1 cm Abstand parallel zum Kreisverlauf. Das
überstehende Spinnaker wird abgeschnitten. Wer es einfacher möchte, nimmt
Schrägband. Danach wird der Rest des Körpers gesäumt.
Augen
Die Facettenaugen sind dreilagig aufgebaut: Frostschutzfolie
für die Windschutzscheibe des Autos (Hersteller: Filmer), Gaze und einer
Umrandung aus heiß geschnittenem Dacron. Die Teile werden ausgeschnitten, das
Dacron heiß versiegelt, aufeinandergelegt und entlang der Augeninnenseite
genäht. Die kompletten Augen werden an der Augenaußenseite auf den Körper
genäht.
Stabtaschen
Die Tasche an der
Spitze des Drachens besteht aus zweilagigem Dacron, die anderen drei bestehen
aus Klett- und Flauschband. Die Nähte der Taschen müssen 1,7 cm auseinander
liegen, damit sie das 6mm Kohlefaserrohr mit Endkappe aufnehmen können. Das 3 cm
lange Klettband wird nicht ganz bündig auf das 8 cm lange Flauschband gelegt, 5
mm Platz werden gelassen, damit man das ganze Klettband umnähen
kann.
Fühler
Die Fühler bestehen aus Spinnaker, je 92 cm langem 2 mm GFK
und Windowcolorfolie, 0.3 mm stark. Die Folie verhindert ein Abknicken der
Fühlerfläche im Wind. Die Schablone wird direkt auf die Plastikfolie gezeichnet.
Mit einer Schere wird der Fühler ausgeschnitten und dient als Schablone für den
zweiten Plastikfühler und die beiden Spinnakerteile, die an der oberen Krümmung
einen 1cm breiten Saum für die GFK-Tasche erhalten. Die Fühlersegmente werden
aufgemalt und gebügelt, anschließend Folie und Spinnaker aufeinandergelegt, die
untere Krümmung bündig aufgenäht, die obere um die Folie herum gesäumt und die
Tasche genäht. 13 cm von der Drachenspitze aus, werden die beiden Körperteile
miteinander vernäht.
Verbinder und
Gestänge
6mm Kohlefaserrohr für die Längs-
und Querstangen wird an das Segel angepasst und abgesägt (Atemschutz tragen!)
und zum Schutz der Taschen mit Endkappen versehen. Herzstück des Drachens ist
das 6mm Eddykreuz von Exel. Zwei 2 mm Bohrungen, die parallel links und rechts
der Bohrung für die Längsstange angebracht werden, dürfen nur bis zur 6mm
Bohrung für die Querstangen reichen. Sie dienen zur Aufnahme der Fühlerstangen.
Zwei Messingrohre von 1 cm Länge und einem Innendurchmesser von 2 mm werden mit
Sekundenkleber parallel neben den Bohrung für die Querstäbe aufgeklebt. Sie
nehmen die GFK Stangen für die Rundung des Körpers auf. Diese beiden 2 mm
Stangen sind jeweils 137 cm lang, eine Stange erhält eine Messingmuffe. Sie
werden beim Zusammenbau von unten in die Kreistaschen eingeführt,
zusammengesteckt und die oberen Enden in die aufgeklebten Messingrohre am
Eddykreuz eingeführt.
Waage
Die 2cm Dacronkreise werden entweder heiß durchstochen oder
mit Ösen versehen. Die 169 cm lange Waageschnur wird an der Längsstange oben und
unten angebracht. 67 cm vom oberen Waagepunkt wird ein Aluring mit Buchtknoten
befestigt.
Fertig!
Wer Fragen oder Anregungen hat kann mich unter der Telefonnummer.: 04841/3311 anrufen oder eine E-mail schicken. Hoffmann-Rainer@t-online.de
Rainer
Hoffman
Lornsenstr. 51
25813 Husum