Drachenarchiv  Hans Snoek

 "Und sie fliegen heute noch"


 
 
 
 
 

Flugzeugdrachen mit Dom

Bauplan
von
Walther Vogelsang
1933



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Sie werden so genannt, weil sie in der Form, noch dazu hoch in der Luft stehend, einem Flugzeug zum verwechseln ähneln. Diese Drachen haben ein ganz außerordentliches Flugvermögen. Sie steigen bei leichtbewegter Luft frei aus der Hand auf und stehen selbst bei fast völliger Windstille mit einer geradezu majestätischer Ruhe selbst in hunderten von Metern Höhe, ohne sich zu rühren Der Materialbebarf für diesen Drachen ist bescheiden, sein Bau erfordert wenig technische Kenntnisse, nur einige Aufmerksamkeit.

Zu beachten ist lediglich, daß der Drachen in drei Ebenen verspannt wird, und zwar in der Vorderansicht (Abb. 17) durch die Spannschnüre a, b, d und in der Ansicht von oben (Abb. 27) durch die Schnüre c, die vom linken zum rechten Flügel über den Spannturm S hinwegführen, und sodann noch die Spannschnüre g, die auf der Hinterseite des Drachens gegenüber den Schnüren c gespannt werden und die V-Form der Flügel ergeben. Die in Abb. 26 dargestellte Rundung des Längsstabes wird dadurch erreicht, daß die Schnüre a, b und d etwas kürzer gehalten werden als sie sein müßten, um den Drachen flach zu verspannen. Wenn dann die von linken zum rechten Flügel durchgehenden Spannschnüre a in die Kerbe im oberen Ende des Rumpfstabes eingehangen werden, kann dies nur geschehen, indem man den Rumpfstab durchbiegt. Die Schwanzfläche steht dann stumpfartig zu den Flügeln und diese Tatsache in Verein mit der V-förmigen Stellung der Flügel garantiert den fabelhaften Flug des Drachen.
Es sei hier ein kleineres Modell von 1, 5 m Spannweite beschrieben, von Abb. 17 der besseren Darstellung wegen nur eine Hälfte abgebildet ist.
Als Material benötigen wir einen Rumpfstab (A) von 1100 mm Länge und 12 mm Querschnitt.
Für die Flächen sind zwei Flügelstäbe (B) von je 750 mm Länge und 10 mm Querschnitt erforderlich., für den Schwanz zwei solche (C) von je 300 mm Länge, dazu für Schwanz- und Flügelflächen je zwei Schrägstreben von 220 mm (e) bzw. 240 mm Länge(f)und 10:6 mm Stärke, außerdem für den sogenannten Spannturm S Abb. 2 und 3 einen Stab von 180mm Länge und zwölf mm Stärke.
Haben wir diese Hölzer zurechtgeschnitten, so müssen wir erst einmal den Schlosser spielen,.
Aus 1, 5 mm starkem Messing oder anderem Blech schneiden wir uns die 5 Laschen nach Abb. 18 bis 22 und versehen sie mit den in den Skizzen eingezeichneten Löchern. Die Laschen nach Abb. 18, 19, 21, und 22 werden nun wie in Abb. 23 ersichtlich etwas im stumpfen Winkel abgebogen., die Lasche nach Abb. 20 ebenfalls wie aus Abb. 23 ersichtlich an den punktierten Stellen zu einem U.
 
 

 

 

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Die Lasche 20 wird nun auf den Rumpfstab aufgeschoben, so daß ihre Mitte 170mm vom oberen Ende des Rumpfstabes entfernt ist (Abb. 17). Hierauf wird Lasche 18 darübergesteckt, wozu der 16:20 mm große Ausschnitt darin dient, die Lasche 19 korrespondiert daruntergelegt und mittels 3 mm Maschinenschrauben von 18 mm Länge ohne Kopf am Rumpf befestigt. In Lasche 20 wird dann der nach Abb. 24 zugerichtete Spannturm S eingesetzt.
In ähnlicher Weise werden die Laschen 21 und 22 in 250mm Entfernung vom unteren Ende auf dem Rumpfstab aufgeschraubt. Die genauen Bohrmaße für den Rumpfstab ergeben sich aus Abb. 29. Nachdem wir auf den Flügel- und Schwanzstreben die erwähnten Schrägstreben e und f nach Abb. 25 gelenkig angebracht haben, setzen wir diese in den Rumpfstab angeschraubten Laschen ein. Dabei müssen wir darauf achten, daß sie leicht an den Rumpfstab angeklappt werden können, was für den bequemen Transport des Drachens wichtig ist.
Während der Spannturm auf der Vorderseite des Rumpfstabes steht, sind die Flügel- und Schwanzstreben infolge der V-Form der Laschen nach hinten gerichtet. Nun verspannen wir den Turm wie in der Seitenansicht Abb. 26 dargestellt, indem wir 550 mm vom oberen Rumpfende entfernt am Rumpfstab eine Spannschnur befestigen, diese durch das Loch 1 (Abb. 24) führen und mit einer kurzen, 60 mm vom oberen Ende am Rumpfstab angebrachten Schnur lösbar verknüpfen. Das ist erforderlich, um den Spannturm für Transportzwecke an den Rumpfstab zurücklegen zu können.
Nun schrauben wir in die Ober- und Unterseite der Flügelstäbe ja 250 und 500 mm vom Rumpf entfernt ja eine kleine Schrauböse nach Abb. 28 ein. Bruchgefahr besteht nicht, da die so entstehenden Knotenpunkte nach allen vier Seiten verspannt werden. Je zwei solcher Ösen – man wähle aber die kleinsten, die zu haben sind – schrauben wir in die Ober- und Unterseite der beiden Schwanzstäbe 80 und 220 mm vom Rumpf entfernt. Sodann setzen wir zwei solcher Ösen in den Rumpfstab selbst, und zwar auf seine Hinterseite, 40 und 100 mm vom unteren Ende entfernt (Abb. 29), zur Aufnahme der beiderseitigen Spannschnüre d, die ebenso wie die Schnüre b hinter der Flächenbespannung liegen sollen. Diese Schnüre d werden nun eingezogen, nachdem die Schwanzstreben rechtwinklig zum Rumpf gestellt werden. Später werden sie etwas eingekürzt., indem wir in sie je einen Doppelknoten knüpfen.
Von den oberen Ösen in den Schwanzstäben spannen wir nun zu den unteren Ösen in den Flügelstäben die Schnüre b und hernach von den oberen Ösen im linken Flügelstab über den Kerb im oberen Rumpfende hinweg zu den gleichen Ösen im rechten Flügelstab die aus Abb. 17 ersichtlichen Schnüre a.
Beim spannen der Schnüre b ist aber zu beachten, daß die äußeren Enden der Flügelstäbe um etwa10 cm zurückgenommen werden müssen. Werden dann die bei rechtwinkliger Lage der Flügelstäbe eingezogenen Schnüre a in die Kerbe in oberen Rumpfende eingelegt, so werden die Flügel in ihre rechtwinklige Lage zum Rumpf zurückgebracht, der Rumpfstab dabei aber wie verlangt nach hinten durchgebogen. Diese Durchbiegung soll, wie aus Abb. 26 ersichtlich, 70 mm betragen.
Nun wird der Spannturm S aufgerichtet, seine Verspannung h hergestellt und die Spannschnüre c vom linken zum rechten Flügel über die Kerbe im Spannturm hinweg gezogen. Dabei ist darauf zu achten, daß sie nur leicht angezogen werden dürfen, damit die Flügel nicht aus ihrer durch die Biegung der Flügellaschen 18 und 19 bedingten V-Stellung nach vorne gezogen werden. Diese V-Stellung wird festgehalten durch straffes Einziehen der hinteren Spannschnüre g (Abb. 27), wodurch auch die vorderen Schnüre c gestrafft werden. Diese können dann die Kerbe durch Stiftchen unverrückbar befestigt werden.
Wird jetzt die Verspannung h des Spannturmes gelöst und die Schnüre a aus der Kerbe im Rumpfende gehoben, so läßt sich der Spannturm umlegen, während gleichzeitig Flügel und Schwanz an den Rumpfstab zurückgeschlagen werden können. Das Ganze kann mit einem sackartigen Überzug versehen und bequem transportiert werden. Es nimmt dann nicht mehr Platz ein wie das verpackte Gerät des Anglers.
Als Stoff zur Bespannung der Flügel wie des Schwanzes nehmen wir Schirting oder besser farbigen Satin. Er wird für beide Flügel nach Abb. 30 aus einem Stück geschnitten und besäumt. Ebenso wird der Stoff für den Schwanz aus einem Stück gefertigt. Die mittlere halbrunde Aussparung im Schwanzstoff ist notwendig und darf nicht außer acht gelassen werden. Damit dort der Stoff nicht flattert, werden die beiden Ecken des Ausschnitts durch ein Wäscheband miteinander verbunden und diese mittels einer Reiszwecke am Rumpfstab befestigt.
An den äußeren Ecken des Stoffes für Flügel und Schwanz, dort wo die Schrägen Streben e und f enden, werden kleine besäumte Löcher im Stoff angeordnet und durch diese kleinen Ösen der schrägen Streben (Abb. 25) geführt. Um ein Festhalten des Stoffes an diesen Ösen zu ermöglichen, genügt das Durchschieben eines kleinen Holzspänchens. Diese einfache Anordnung ist schon deshalb nötig, weil beim verpacken des Drachens auch die Streben e und f gelöst und an die Flügel - resp. Schwanzstäbe herangelegt werden müssen.
Der Stoff selbst wird auf den Flügel- und Schwanzstäben wie auf den Rumpfstab lediglich durch Reißzwecken befestigt, die in etwa 8 cm Entfernung voneinander eingedrückt werden.
Die Waage wird 30 mm vom oberen und 300 mm vom unteren Rumpfende entfernt in hierfür im Rumpfstab vorgesehene Bohrungen W (Abb. 29) angebracht.
Sie muß, wie aus Abb. 17 ersichtlich, bis 120 mm vom äußeren Flügelende reichen.
Bemerkt sei noch, daß das an den Flügeln nach unten verlaufende Stoffdreieck ohne weiteres bis an den Schwanz herangeführt werden kann. Vor jedem Start ist der Drachen genau auszumessen. Um ein etwaiges Hängen der Flügel festzustellen, mißt man mit einer Schnur die Entfernungen vom oberen Ende des Rumpfstabes bis zu den äußeren Enden des linken und des rechten Flügels. Beide Maße müssen die gleichen sein. Zum Start wird der Drachen an seinen unteren Ende in die linke Hand genommen, während man in der Rechten die Drachenschnur hält. Man stößt nun den Drachen leicht in die Luft und gibt zugleich etwas Schnur frei, ohne aber dabei die Fühlung mit dem Drachen zu verlieren. Sowie man merkt., daß er vom Wind gefaßt wird, gibt man langsam Schnur und läßt ihn nach und nach höher steigen. In von Flugzeugen beflogenen Gegenden darf man ihn natürlich nicht zu hoch steigen lassen, um ein Zusammenstoß mit diesen zu verhindern.