Nachdem wir Ihnen in verschiedenen Ausgaben der Kites & Friends Bauanleitungen für Einleinerdrachen präsentierten, möchten wir uns in diesem Artikel dem Thema Leine annehmen. Keine Sorge, hier ist nicht die Rede von dröger Theorie der verschiedenen Leinenarten, nein, wir wollen viel mehr Leben in Ihre Drachenleine bringen.
Die Rede ist von Leinenschmuck der besonderen Art, nämlich einer Ente, die vom dänischen Randers aus via Fanø und dem Drachenfest Jammerbugt rasche Verbreitung in den nordischen Ländern fand. Kites & Friends möchte etwas für die Population der Randers Duck tun und veröffentlicht daher einen Bauplan. Die hier vorgestellte Ente wurde vom Dänen Ken Friis Hansen erdacht und gebaut. Der Bauplan wird mit Erlaubnis von Ken veröffentlicht, er ist jedoch ausdrücklich nur zu privaten, nicht kommerziellen Zwecken gedacht.
Oftmals dient Leinenschmuck als Einstieg zum Eigenbau von Drachen. Dies ist nur natürlich, wirken sich doch Baufehler nicht so gravierend auf das Flugverhalten aus. Wir möchten diesem Umstand Rechnung tragen und versuchen die Anleitung so ausführlich wie möglich zu gestalten.
Wer sich überhaupt nicht an die Ente heran wagt, jedoch gerne eine in seiner Leine hätte, dem ist die Homepage von Ken Friis Hansen empfohlen, denn hier verkauft Ken ab und an Enten aus seinem eigenen Stall.
Die Ente besteht aus drei Hauptteilen: den zwei Seitenteilen und dem Bauch. An diesen Hauptteilen wird der aus zwei Einzelteilen bestehende Schnabel, die beiden Flügel und die beiden Füße, die auch aus zwei Einzelteilen zusammengesetzt werden, angenäht. Insgesamt benötigen Sie also fünf Schablonen: eine für die beiden Seitenteile, eine für den Bauch, eine für die vier Flügelteile, eine für die beiden Schnabelteile und eine Schablone für die vier Fußteile. Die Anfertigung dieser Schablonen ist nicht sonderlich kritisch und der geübte Drachenbauer kann gleich zur Nähanleitung springen.
Schablone:
Wir starten mit der Schablone für die beiden Seitenteile. Benötigt wird ein Stück Pappe von ca. einem Meter Länge. Auf dieser wird eine waagrechte Hilfslinie über die gesamte Länge eingezeichnet. Danach zeichnen Sie zwei senkrechte Hilfslinien auf der zuvor gezeichneten Linie ein. Die beiden senkrechten Linien haben einen Abstand von 470mm.
Auf der rechten, senkrechten Hilfslinie werden nun zwei Punkte eingezeichnet. Diese liegen jeweils 100mm über bzw. unter der waagrechten Hilfslinie. Nach gleichem Schema wird mit der linken, senkrechten Hilfslinie verfahren, hier liegen die beiden Punkte jedoch nur 40mm von der waagrechten Hilfslinie entfernt. Nunmehr haben wir vier Punkte erhalten, die jeweils ein Zentrum eines nun zu zeichnenden Kreisbogens darstellen. Beginnen sie mit dem rechten Punkt, der unter der waagrechten Hilfslinie liegt und zeichnen Sie einen Kreisbogen mit dem Radius von 315mm oberhalb der waagrechten Hilfslinie. Entsprechend verfahren Sie mit dem oberen, rechten Punkt, der eine Kreislinie unterhalb der waagrechten Hilfslinie mit einem Abstand von wiederum 315mm erhält. Nach gleichem Schema verfahren Sie mit den beiden Punkten auf der linken, senkrechten Hilfslinie. Hier beträgt der jeweilige Radius jedoch nur 170mm. Die Konturen der Ente sollten sich jetzt schon abzeichnen.
Die vier Kreise treffen am späteren Hals der Ente aufeinander. Verbinden sie mit einem kleineren Kreisbogen jeweils die beiden oberen, anschließend die beiden unteren Kreisbögen, sodass der Hals entsteht. Der Radius dieser beiden kleinen Kreise ist nicht so wichtig, lediglich der Hals sollte am Ende ordentlich ausgeformt sein.
Wenden wir uns nun der Kopfsektion zu. Es fehlt die Öffnung für den Schnabel. Zeichnen Sie einfach eine dritte, senkrechte Linie ein. Diese dritte Linie befindet sich 140mm von der ersten, linken Senkrechten entfernt. Dies war schon alles.
Zum Schluss wird der Schwanz eingezeichnet. Dieser ist als Strecke A - B - C in der Grafik bezeichnet. Die Strecke A - B ist ein Teil des großen Kreises, den Sie bereits gezeichnet haben. B sollte ca. 190mm senkrecht über der waagrechten Hilfslinie liegen. Die Strecke B - C wird mit Hilfe einer Tasse oder eines Tellers gezeichnet. Der Radius ist nicht so wichtig, Hauptsache Ihnen gefällt der jeweilige Schwung der Linie.
Zum Schluss wird das Auge der Ente eingezeichnet.
Nun ist die Schablone klar zum ausschneiden. Auf der Linie D - E wird später der Flügel sitzen, auf der Linie F - G werden die Füße angenäht. Hierauf kommen wir an einer späteren Stelle zurück.
Fertigen Sie nun die Schablone für den Bauch an. Nehmen Sie hierzu ein neues Stück Pappe und zeichnen Sie hierauf eine Kopie des Seitenteils inklusive der waagrechten Hilfslinie ein. Der Schwanz wird jedoch nicht eingezeichnet. Dieser bekommt in dieser Schablone eine andere Form.
Achten Sie bitte unbedingt darauf, dass das Schwanzteil des Bauches (Strecke A'- B') exakt die gleiche Länge hat wie der Schwanz des Seitenteils wiederum Strecke A - B). Jedoch wird beim Schwanzteil des Bauches nochmals 50mm als Saumzuschlag hinzugegeben. Die Ausformung der Schwanzsektion der Bauchschablone wird mit Hilfe Seitenschablone gezeichnet. Zeichnen Sie zunächst einen Strich auf die Zeichenschablone. Dieser Strich liegt ca. 50mm entfernt von A entlang des Kreises in Richtung von Punkt G. Legen Sie nun die Schablonen so übereinander, dass der gerade eingezeichnete Punkt der Seitenschablone den Kreis der Bauchschablone berührt. Hier entsteht der neue Punkt A'. Zudem muss Punkt B der Seitenschablone auf der waagrechten Hilfslinie der Bauchschablone liegen. Hier entsteht Punkt B'. Zeichnen Sie nun einen Strich auf die Bauchschablone entlang der Seitenschablone und wiederholen Sie dies auf der anderen Seite. Die Bauchschablone sollte somit fertig sein.
Die nächste Schablone, die in Angriff genommen wird, ist die Flügelschablone.
Die Flügel sollen im Fluge der Form des Entenrückens folgen. Aus diesem Grund wird die Oberkante des Flügels, dh. von Punkt D hin zur Spitze, mit dem gleichen Kreisradius gezeichnet wie bei der Seitenschablone verwendet. Zeichnen Sie die Flügel mit Hilfe der Seitenschablone auf ein neues Stück Pappe. Die Länge der Flügel können Sie selbst bestimmen. In der Realität hat sich eine Flügel bewährt, der ca. 60 - 70mm länger als die Strecke vom Hals zu Punkt C ist. Die Rückseite der Flügel ist nicht so wichtig, diese können Sie nach eigenem Geschmack ausformen. Lediglich die Strecke D - E sollte eine Länge von 150mm besitzen. Wenn Sie die Flügelschablone angefertigt haben, legen Sie diese auf die Seitenschablone. Platzieren Sie den Flügel so auf dem Seitenteil, dass sich eine gute Optik ergibt und zeichnen Sie die Strecke D - E auf der Seitenschablone ein. Wenden wir uns nun dem Schnabel und den Füssen zu.
Der Schnabel wird 180mm breit. Wie lang dieser sein soll, bestimmen Sie selbst (Dänish: "valgfri"). Die Schnabelspitze wird mit einem Zirkel abgerundet - fertig!
Die Füße können Sie ganz nach Ihrem eigenen Geschmack gestalten. Vermeiden Sie jedoch, dass die Strecke F - G kleiner als 100mm wird, da ansonsten Probleme mit dem Vernähen vorprogrammiert sind. Abschließend markieren Sie die Strecke F - G auf der Seitenschablone. Wie bei den Flügeln platzieren Sie auch die Füße nach eigenem Geschmack.
Nun sollten alle Schablonen zum Bau der Ente vorhanden sein.
Nähanleitung:
Die Näharbeiten beginnen zunächst mit Gedanken zur Farbwahl der Ente. Kens Ente flattert mittlerweile in allen möglichen Farbkombinationen am Drachenhimmel. Daneben fertigt Ken auch die sg. Duffy Duck an, eine Ente mit schwarzem Körper, weißen Halsband und gelbe Füße und Schnabel, die ganz besonders gut in der Luft aussieht.
Normalerweise raten wir beim Zuschneiden der Stoffbahnen von der Verwendung eines Lötkolbens ab, da hierbei giftige Dämpfe entstehen und somit unbedingt auf eine gute Durchlüftung geachtet werden muss. Im Falle der Ente ist der Gebrauch eines Lötkolbens jedoch recht praktisch, weshalb wir ihn hier ausnahmsweise benutzen, dennoch darauf hinweisen dass das Fenster in Ihrem Bastelraum während des Zuschneidens zu geöffnet werden sollte!
Schneiden Sie zunächst die Seitenteile aus. Wenn Sie den Stoff doppelt gelegt haben und einen Lötkolben verwenden, werden die beiden Seitenteile bereits nun mit einander verschweißt und Sie haben es später beim Nähen einfacher. Wenn Ihr Stoff nicht zu dunkel ist, können Sie die Markierungspunkte auf der Schablone durch den Stoff hindurch erkennen. Übertragen Sie also die Markierungspunkte F und G auf den Stoff und schneiden Sie ein Loch für die Flügel auf der Strecke D - E. Nehmen Sie nun die beiden Stoffteile vorsichtig von der Schablone ab und nähen Sie anschließend beide Teile entlang des Rückens, dh. beginnend vom Schnabel hin zu Punkt B, zusammen. Trennen Sie nun vorsichtig die beiden Stoffbahnen auf der Unterseite von einander.
Anschließend werden die beiden Augen aufgebracht. Form, Farbe und Größe bestimmen Sie selbst. Eine gute Idee ist es zunächst verschiedene Augenpaar auf ein Stück Papier vorzuzeichnen. Kaum zu glauben wie man den Ausdruck der Ente alleine durch die Änderung der Liederstellung verändern kann. Alles ist möglich - eine liebe Ente mit langen Wimpern bis hin zu einer grimmig drein blickenden, bösen Ente.
Schneiden Sie nun das Bauchteil und zwei Schnabelteile aus.
Versehen Sie die Aussenkante der beiden Schnabelseiten mit Kantband. Dies dient zum einen der Optik, zum anderen der Verstärkung.
Schneiden Sie nun insgesamt vier Flügelteile aus. Dabei sollten jeweils zwei Spinnakerteile mit Hilfe des Lötkolbens miteinander verschweißt worden sein.
Anschließend wird der gesamte Flügel umnäht, dh. die beiden Spinnakerteile mit einander vernäht. Lediglich die Strecke D - E erhält keine Naht.
Nach gleicher vorgehensweiße werden die Füße angefertigt - zwei Teile werden gleichzeitig ausgeschnitten, dh. miteinander verschweißt und anschließend bis auf Linie F - G zusammengenäht.
Wenden Sie nun die beiden Flügel und die beiden Füße auf die rechte Seite.
Nähen Sie nun die Flügel auf die Seitenteile entlang der Linie D - E. Dabei sollten die Flügel die Öffnung auf dem Seitenteil umschließen, jedoch nicht verschließen. Dies ist besonders wichtig, da durch die Öffnung in den Seitenteilen später Luft in die Flügel gelangen soll. Achten Sie ferner darauf, dass die Flügel auf die richtige Seite des Körpers genäht werden. Dies hört sich zwar etwas dumm an, in Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass man hier gerne einen Denkfehler macht.
Nähen Sie nun den Bauch in jeweiligen Seitenteile ein. Auf der Strecke F - G darf jedoch keine Naht gesetzt werden, da hier die Füße eingesetzt werden. Denken Sie wiederum an die richtige Seite, da auch hier die Gefahr eines Denkfehlers besteht.
Nachdem der Körper fertig gestellt wurde, werden die beiden Füße eingesetzt. Wie schon bei den Flügeln muss auch hier die Strecke F - G umschlossen, jedoch nicht geschlossen sein. Auch die Füße werden später im Fluge durch besagte Öffnung mit Luft gefüllt.
Zum Abschluss der Näharbeiten werden die Schnabelteile an den Rumpf gesetzt.
Was nun noch fehlt sind die Waagenschnüre. Unsere Ente hat insgesamt sechs Waagenschnüre, drei am oberen und drei am unteren Schnabel. Eine Schnur wird jeweils in die äußerste Spitze des Schnabels gesetzt, die beiden anderen an die Stelle, an der die Rundung beginnt. Die Länge der Waagenschnüre beträgt jeweils 60cm. Alle sechs Waagenschnüre werden auf einen Clips mit Kugellager geführt, der seinerseits in die Flugleine ehängt wird.
Wie bereits im Artikel erwähnt können Sie von Ken Friis Hansen auch fertige Drachen erstehen.
Ken ist unter der eMail Adresse drage@paradis.dk zu erreichen.